Vom Werden und Wirken der Blockchain, Teil 1
Ein Ende des Hypes um Blockchains und Smart Contracts ist nicht abzusehen. Informationstechnisch betrachtet stehen wir dabei noch ganz am Anfang. Dennoch oder gerade deswegen reißt die Kette immer neuer Einsatzvorschläge oder Anwendungsmodelle für die Blockchain nicht ab; Ideen aus den verschiedensten Bereichen von Industrie und Gesellschaft scheinen nur auf genau diese Initialzündung für ihre Umsetzung gewartet zu haben. Eine konkrete Bewertung, was gegenwärtig oder in absehbarer Zukunft machbar und umsetzbar ist, fällt dagegen noch schwer. Eine objektive Definition, wofür das Konzept der Blockchain steht, was ihre Vorteile und Perspektiven sind, steht noch aus.
Worum handelt es sich bei der Blockchain?
Die Blockchain ist eine neue Technologie für die transparente, anonyme und fälschungssichere Übertragung und Verifizierung von Daten. Die Blöcke einer Datenbank erhalten neben einer oder mehreren Transaktionen auch eine Zusammenfassung aller vorherigen Blöcke in Form eines sogenannten Hash-Werts, also einer Prüfziffer, wie sie z.B. bei der Bildung einer IBAN im Bankenwesen angewandt wird. Dieser Hash-Wert dient als Fälschungssicherung, mit der die Echtheit einer Transaktionskette überprüft werden kann – bei Manipulationsversuchen würde er nicht mehr stimmen.
Ein weiteres Blockchain-Paradigma ist die Gleichberechtigung aller Teilnehmer ohne die Autorität einer zentralen Verwaltungsstelle: Jeder Netzwerkteilnehmer darf neue Einträge zur Blockchain hinzufügen. Seine Einträge sind schreibgeschützt und können im Nachhinein nicht mehr verändert oder entfernt werden, es sei denn, die Mehrheit der Teilnehmer stimmt dem zu – was aber bei der Vielzahl der Teilnehmer fast ausgeschlossen ist. Dass die Anwendungsmöglichkeiten in Zeiten immer neuer Fragen zu Digitalisierung, Datengenerierung, Datenverarbeitung und Datenschutz vielfältig sind, liegt auf der Hand.
In deutschen Krankenhäusern zum Beispiel ist die Weitergabe von Daten immer noch die Ausnahme. Betreibt man Ursachenforschung, stößt man schnell auf das Problem der mangelnden Interoperabilität, zu Deutsch: Zusammenarbeit und Kommunikation über die Sektorengrenzen hinaus funktionieren nicht reibungslos, man spricht verschiedene Sprachen. Das Gebot der Stunde ist also die Schaffung einer technischen Infrastruktur, die allen Teilnehmern zur Verfügung steht und die die Integration verschiedener Bereiche sicherstellt.
Die Blockchain-Technologie leistet genau das. Sie ermöglicht erstmals, digitale Werte nicht nur von einem Ort an einen anderen Ort zu versenden, sondern sie über ein dezentralisiertes Netzwerk so zu transferieren, dass jeder Teilnehmer des Netzwerks zweifelsfrei und anonym feststellen kann, dass dieser Wert valide ist. Die Blockchain steht neben der hohen Fälschungssicherheit daher im besonderen Maße für die Integrität und die Transparenz der dort gespeicherten Daten.
Was sind Smart Contracts?
Das Potential dieser neuen Technologie ist damit jedoch nicht erschöpft: Teilnehmer an der Blockchain-Technologie können in einer weiteren Stufe ihre Systeme durch die Verwendung sogenannter Smart Contracts noch konkreter strukturieren.
Smart Contracts sind automatisch ausführbare Programme, die auf der Blockchain aufbauen und vordefinierte Transaktionsspielregeln im Programmcode abbilden. Eine Transaktion, die über einen Smart Contract läuft, wird automatisch ausgeführt, wenn alle beteiligten Parteien die zuvor definierten Konditionen erfüllen. Dadurch erübrigt sich die Notwendigkeit einer zentralen, zwischengelagerten Instanz insbesondere dann, wenn die beteiligten Parteien sich nicht kennen – und somit wahrscheinlich auch nicht vertrauen – und senkt zudem die Transaktionskosten.